Katharina Henking und Guido von Stürler, Sommeratelier 2022, Weinfelden
Text: Corinne Schatz, Kunsthistorikerin, St. Gallen

Katharina Henking
Wie eine beiläufige Notiz sind auf eine alte Schiefertafel in schöner altmodischer Handschrift einige Worte geschrieben, sodass man denken könnte, das gehöre zum alten Gebäude. Liest man jedoch die Worte, so droht man den Boden unter den Füssen zu verlieren.
pas d’idée
Katharina Henking
pas d’inspiration
pas de rêve
pas de sens
rien
Katharina Henking öffnet damit existentielle, philosophische und zugleich ganz persönliche Fragen und Dimensionen.
Mit der filigranen Installation «Danse des Vanités» führt Henking das Thema gleichsam weiter. Ist es vielleicht ein blosser Tanz der Eitelkeiten, sich der Kunst zu widmen? Ist es vergebliche Mühe? Die bezaubernde Poesie der Arbeit scheint die Frage zu verneinen. Aus getrockneten Pflanzen und vielerlei künstlichen Materialien hat sie eine feingliedrige Installation in den Raum gehängt. Das Filigrane, Zarte ist ein beschwingter Kontrapunkt zu den schweren Balken und groben Holz- und Riegelwänden, die das über zweihundert Jahre alte Gebäude prägen. Zugleich erinnern die getrockneten Pflanzen auch an die ursprüngliche Nutzung als «Spezereyenlager» für die Kräuter und Gewürze des Apothekers und Kaufmanns Paul Reinhart, des Erbauers der Villa und der Remise.
Ein wesentlicher Aspekt im Schaffen von Katharina Henking ist, dass sie ihre Werke einer Art Kreislauf unterwirft, in dem das für eine Installation verwendete Material immer wieder zum Einsatz kommt. Die Künstlerin unterwirft ihr Material einem stetigen Transformationsprozess und reagiert auf die jeweilige Umgebung. Je nach Situation kommt neues Material dazu; in Weinfelden sind dies zusammengeknüllte Klebefolien, die nun wie langegezogene, transparente Tropfen im Licht glitzern.




